
Tina Meier: Rallyefahren ist für mich eine Belohnung
Wie wenn sich ein Messer in meinen Bauch bohrte
Wie war die diesjährige Rallye Dakar für dich?
Ich bin diesmal aus gesundheitlichen Gründen ausgeschieden und habe damit alle vier Optionen, die es gibt, an einer Dakar teilzunehmen, hinter mir. Vor vier Jahren wurde die Dakar von heute auf Morgen abgesagt, im Jahr darauf ging mein Motorrad kaputt. 2010 bin ich angekommen und diesmal wurde ich krank. Grundsätzlich kommen von den Motorradfahrern nur 50 Prozent an, jeder rechnet also damit auszuscheiden, nur die Gründe dafür weiß du vorher natürlich nicht.
Welche gesundheitlichen Gründe haben dich zum Aufgeben gezwungen?
Es war auf dem über 4700 Meter hohen San-Francisco-Pass auf der Verbindungsetappe zum Start der 10. Etappe, als sich plötzlich wie ein Messer in meinen Bauch bohrte. Bei jeder Erschütterung wurde mir schwarz vor Augen. Ich schaffte es gerade so an die Passkontrolle zwischen Argentinien und Chile, wo zum Glück eine Ärztin untergebracht war. Diese untersuchte mich und stellte fest, dass die Schmerzen irgendwo aus dem Urinalbereich kommen mussten. Sie spritzte mir ein Schmerzmittel und ein krampflösendes Medikament. Was mich selbst erstaunte: Es gab keine Überlegung mehr, ob ich weiterfahren soll. Die Frage erledigte von selbst. Ich konnte nicht.
Aber an dem Grenzübergang konntest du ja nicht bleiben. Wie kamst du weiter?
Zwei Kameraleute, die den Chilenen Chaleco Lopez begleiteten, haben mir geholfen. Der eine fuhr mein Motorrad, ich durfte mich auf den Beifahrersitz ihres Autos legen, dann rollten wir den Berg hinunter zum Ziel, wo mein Team wartete und mich und das Motorrad einlud.
Welche sonstigen neuen Erfahrungen von der Dakar 2011 nimmst du für dich mit nach Hause?
Ich war bei dieser Dakar erstmals Teil des französischen Sherco-Teams, eines echten Profiteams, gemeinsam mit beispielsweise Rallye-Raid-Weltmeister David Casteu. Ich fuhr mit der Sherco ein für mich neues Motorrad. Und wir waren im großen Elf-VIP-Zelt untergebracht – eine ganz andere Erfahrung. Im riesigen, rund 2.500 Personen umfassenden Bivouac sucht man immer ewig nach seinem Team. Diesmal war es ganz einfach, mein Elf-Truck stand immer ganz vorn.


