
Noch kurz die Welt retten
Motorradclubs für Frauen bündeln begeisterte Bikerinnen zu Benzingesprächen auf Stammtischen oder zu anderen, dem Hobby angemessenen Aktivitäten. Dass ein Motorrad-Verein sich darüber hinaus ein soziales Thema in die Statuten schreibt, ist die Ausnahme. Im deutschsprachigen Raum heißt diese Ausnahme Frauen am Motorrad und kommt aus Wien.
Der Anfang ist ein Lachen. Es ist kehlig und tief, selbstbewusst und heiter. Es begrüßt die Besucherinnen auf der Website vom Club der Frauen am Motorrad. Am Motorrad? Ja, sagt Obfrau Ursi Mohr, das ist das österreichische Kürzel für ‚auf dem’. Letzteres mag zwar schöneres Deutsch sein, klingt aber sperrig. Außerdem funktioniert die Abkürzung besser: FaM.
Drei Jahre ist es nun her, dass sich ein paar Frauen nach einem Sicherheitstraining des österreichischen Automobilclubs regelmäßig trafen. Aus den Treffen entstand eine Initiative, im Dezember 2008 folgte der der Verein mit Obfrauen, Kassiererinnen und allem, was so dazu gehört. Auch Statuten, in denen sie festschrieben, zu welchen Zwecken sie sich gründeten. Anliegen Nummer eins ist die österreichweite Vernetzung von Motorrad fahrenden Frauen, wobei der Club auch für Beifahrerinnen offen steht. Ob da die Hoffnung mitschwingt, diese zu ermutigen, vom Platz der Sozia eine Station nach vorn zu rücken?
Frauen fühlen sich oft als Anhängsel
Ursi Mohr, nicht nur Obfrau sondern auch Initiatorin, erklärt ihre Motivation, einen eigenen Verein zu gestalten, so: „Meistens fahren die Frauen den Männern hinterher, weil diese besser und schneller unterwegs sind. Sie fühlen sich oft als Anhängsel. Davon wollte ich loskommen, aber gleichzeitig will ich auch nicht allein fahren.“ Dann fügt sie schnell hinzu, dass die FaM keinesfalls ein Emanzenverein sei, sondern Männer ebenfalls an den Clubaktivitäten teilnehmen. Nur dass hier halt die Frauen das Tempo bestimmen, wenn sie von Mai bis September einmal im Monat gemeinsam auf Tour gehen.
Eine zweite Schwäche hat Ursi Mohr bei den Frauen ausgemacht und sich auf die persönliche Agenda geschrieben: Im Netzwerken sieht sie noch Entwicklungsbedarf bei den Frauen. Der Verein soll mit dem Motorrad als Anknüpfungspunkt ein Netzwerk für Frauen bieten, die Kontakte suchen und sich gern austauschen. Dazu treffen sich die Frauen am Motorrad jeden ersten Mittwoch zum Stammtisch.
Als Ort haben sie sich eine echte Motorradkneipe ausgesucht, Ferdl Fischer’s American Restaurant, das zum Wiener Harley-Davidson-Shop gehört. Dazu erzählt Ursi Mohr zwei erstaunliche Dinge: Erstens gehen die meisten Neuverkäufe von Harleys in Österreich an Frauen und zweitens ist bei FaM keine einzige Harleyfahrerin dabei. Die meisten Cluberinnen träumen wie sie von Triumph, einer Speed Triple 1000. Seltsam, oder? Immerhin ist die Speed Triple ein echter Streetfighter. Und das ist es wieder, dieses kehlige Lachen, denn mit Straßenkämpfern haben sie wenig zu tun.



Kommentare
Ausnahme im deutschsprachigen Raum
Toll, das Engagement der österreichischen Bikerinnen von "Frauen am Motorrad" und herzliche Grüsse an dieser Stelle über Landesgrenzen hinweg! Die Schweizerinnen vom Frauen-Töffclub "kultur & kilometer" (www.kulturkilometer.ch)