
Wie sexy ist Motorradfahren?
Wir Bikerinnen haben es schon ganz schön schwer. Während sich einige Geschlechtsgenossinnen, großbusig und platinblond, in engen Lederröhrenjeans auf Motorrädern räkeln und damit Männerträume wahr werden lassen, geht die Ottonormal-Bikerin der Frage nach, ob Motorradfahrerinnen sexy sind und wie das Hobby ihre Chancen bei der Partnerfindung beeinflusst.
In einem Single-Forum mache ich mich auf die Suche nach der Wahrheit. Mir ist die Antwort eigentlich klar: Logisch sind wir sexy. Wenn ich während einer schönen Tour Pause mache, den Helm abnehme, meine Haare durchwuschel und mir mit einem Lächeln auf den Lippen einen Cappuccino bestelle, bin ich Lebensfreude pur. Lebensfreude ist sexy. Zufriedenheit ist sexy.
Doch den Suchenden im Single-Forum scheint es nicht um Lebensfreude zu gehen. Egoismus und Vorurteile dominieren die Diskussion. Von geringerer Lebenserwartung aufgrund des erhöhten Unfallrisikos ist die Rede. Man wolle den mühsam gefundenen Partner/die Partnerin ja nicht gleich wieder verlieren. Oder es geht um Besitzansprüche, die keine getrennten Freizeitaktivitäten zulassen. Kein Wunder, dass jemand mit dieser Einstellung Single ist. Da Motorradfahren ja sehr gefährlich sei, wurde geschlussfolgert, dass alle, die Motorradfahren, verantwortungslos und damit per se unsexy sind.
Und es kam noch dicker: Am verantwortungslosesten seien jedoch motorradfahrende Mütter. Diese Ohrfeige sitzt. Frauen, vor allem wenn sie Mütter sind, sollen demnach ihre vermeintlich gefährlichen Hobbies aufgeben. Das hieße also auch kein Mountainbiken, Snowboarden, Tauchen oder Reiten mehr. Zum Ausgleich hat sie ja Nächte ohne Schlaf, Sprösslinge, die sich im Supermarkt kreischend auf den Boden werfen, den täglichen Kampf mit den Hausaufgaben, ganz zu schweigen von Wäschebergen, die zu bewältigen sind und nicht zuletzt ständiges Nörgeln am Essen. Und wenn sie dann in ihrer sowieso sehr knappen Freizeit etwas ausspannen möchte und sich auf ihr Motorrad schwingt, wird sie von ihrer Umwelt mit Verachtung bestraft. Da braucht frau schon ein gesundes Selbstbewusstsein.
Zur Ehrenrettung der Akademiker-Single-Börse sei erwähnt, dass es dort auch eine kleine Gruppe Männer gab, die es zu schätzen weiß, wenn Frauen das tun, was ihnen Spaß macht, die eine Beziehung nicht auf gemeinsame Freizeitaktivitäten reduzieren und somit Motorradfahren nicht als Beziehungskiller verdammen. Also, liebe sexy-Single-Bikerinnen: Gebt nicht auf, weder die Suche nach Mr. Right noch das Motorradfahren.
Text: Frauke Tietz



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