
Frühjahrsputz: Sicher auf die erste Motorradtour
Es ist unübersehbar. Die Krokusse sprießen, die Bäume jagen erste Triebe raus und es zwitschert schon frühmorgens durchs Schlafzimmerfenster. Frühling naht, schreit die Welt da draußen. Hätten Motorräder Hufe, würden sie damit scharren. Vor der ersten Ausfahrt stehen wie jedes Jahr Frühjahrsputz und -wartung an.
Von Karin Schickinger
Es gibt Menschen, die lieben es, an ihrem Motorrad herumzuschrauben. Es vertieft für sie ihre Verbindung zum Bike. Andere dagegen wollen, dass das Teil fährt, ohne große Aufmerksamkeit zu brauchen. Erstere wissen wahrscheinlich, was zu tun ist, bevor die erste Ausfahrt ansteht. Letzteren soll dieser Artikel helfen, mit Ruhe und Gelassenheit an eine kurze Wartung zu gehen. Am Ende kann eine Checkliste als pdf heruntergelanden werden.
Wie wichtig es ist, nicht nur vor der ersten Ausfahrt im Frühjahr das Motorrad zu checken, sondern auch die ganze Saison immer wieder einen prüfenden Blick auf bestimmte Bauteile zu werfen, zeigt übrigens die Dekra-Statistik zu entdeckten Mängeln bei Hauptuntersuchungen. Demnach gehören Reifen, Antriebskette, Bremsbeläge und Rückstrahler zu den am häufigsten beanstandeten Bauteilen. Anders ausgedrückt: Es sind auf unseren Straßen jede Menge Motorradfahrer mit abgefahrenen Reifen, einer lockeren oder verschlissenen Kette, zu dünnen Bremsbelägen und nicht funktionierendem Rücklicht unterwegs. Hier Tipps, wie sich - zum eigenen Selbstschutz - dies vermeiden lässt.
Von Armaturen bis zur Elektrik
Armaturen: Stimmen die Einstellungen der Hebel noch? Sind sie leicht gängig? Falls nicht, sollten die Züge (falls vorhanden) geschmiert werden.
Batterie: Über Nacht ans Ladegerät hängen erspart lästiges Überbrücken vor der ersten Ausfahrt. Beim Einbau erst den Pluspol, dann den Minuspol anschließen. Hinterher die Kontakte leicht fetten. Bei nicht für wartungsfreien Modelle Flüssigkeitsstand kontrollieren, eventuell mit destilliertem Wasser nachfüllen.
Bremsen: Stimmt der Flüssigkeitsstand nicht, Bremsflüssigkeit nachfüllen. Die Leitungen auf Undichtigkeiten checken. Sind Bremsbeläge abgefahren? Die Bremskolben leicht gängig? Wie sieht die Scheibe aus: Ist sie riefig, angelaufen, an der Verschleißgrenze (Mindestdicke steht auf der Scheibe)? Bremsstaub an Scheibe und Kolben lässt sich mit Bremsenreiniger entfernen. Stimmt der Bremsdruck? Die Bremsen sollen hart und ordentlich zupacken.
Elektrik: Die elektrischen Einrichtungen am besten bei laufendem Motor testen, damit die Batterie nicht leidet. Beleuchtung wie Stand-, Fern-, Abblend- und Rücklicht testen, funktionieren die Blinker noch, hupt die Hupe, killt der Killschalter?
Flüssigkeitsstände, Antrieb und Luftfilter
Flüssigkeitsstände: Kühlwasser und Motoröl kontrollieren, gegebenenfalls nachfüllen. Wann war der letzte Ölwechsel? Wie alt ist der Ölfilter?
Kette & Kardan: Die Kettenspannung kontrollieren, gegebenenfalls nachspannen. Ist die Kette ordentlich geschmiert? Wie alt sind Kette, Ritzel und Kettenrad? Zeigen sie Verschleißerscheinungen (gebogene Zähne usw.). Bei einem Kardanantrieb: Wann war der letzte Kardanölwechsel? Stimmen beim Fahrwerk die Grundeinstellungen noch (Vorspannung, Zug- und Druckstufe)? Haben Lenkkopf-, Rad- und Schwingenlager Spiel?
Luftfilter: Wie sieht der Luftfilter aus? Ist er sauber oder muss er gereinigt werden? Zeigt er Schäden auf? Sind die Ansaugstutzen porös oder undicht?
Reifen und Anbauteile
Reifen: Wie viel Profil haben die Reifen? Gesetzlich vorgeschrieben sind 1,6 Millimeter auf dreiviertel der Reifenbreite. Es gibt Hersteller, die empfehlen einen Austausch der Reifen schon bei zwei Millimetern. Gemessen wird die Profiltiefe mit einem feinen Lineal oder einem Profiltester aus dem Handel. Achtung: Die mittels TWI-Pfeilen (Treadwear Indicator) angezeigten Stege im Profil haben oft nur eine amerikanische Normhöhe von 0.8 Millimeter. Wie alt sind die Reifen? Je nach Hersteller wird ein Austausch unabhängig von der Profiltiefe nach sechs bis zehn Jahren empfohlen, da die Reifen ausgasen und verhärten. Fallen gar poröse Stellen oder Risse ins Auge, zumindest beim Händler nachfragen, ob neue Reifen fällig sind. Kontrollieren, ob alle Ventilkappen vorhanden sind.
Schrauben & Muttern: Alle zugänglichen Schrauben und Muttern auf festen Sitz kontrollieren. Besonders anfällig fürs Abvibrieren sind die Befestigungen des Kennzeichens, Kofferhalterungen und andere Anbauteile. Sollte sich eine Schraubverbindung wiederholt lockern, hilft ein Tropfen flüssiger Sicherung (Loctite).
Auch die Kleidung will Pflege

Handschuhe und Stiefel je nach Material wie oben behandeln.
Fotos: BMW Motorrad, fotolia (Aufmacher)
Checkliste als pdf zum Herunterladen: Fembike Checkliste Frühlingswartung



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Kommentare
Super Checkliste!
Hallo Frau Tietz, Ein Lob für Ihre Seite, bin oft hier unterwegs. Die Checkliste zur Wartung & Pflege ist sehr ausführlich beschrieben. Danke hierfür. MfG Patrick
Danke :-)
Hallo Patrick,
danke für das Lob. Ich gebe es gerne an Karin, die Verfasserin des Artikels, weiter :-)
Schöne Grüße
Frauke