
Project Livewire: Harley-Davidson macht sich startklar für die nächste Generation
Es sind über 30 Grad, der Planet brennt. Aufgheizter Asphalt und die Neugier ein einzigartiges Zweirad zu fahren, locken mich nach Hockenheim. Ein merkwürdiges Pfeifen dringt an mein Ohr. Raumschiffe? Aliens? Dann drehe ich am Gasgriff und schwebe davon. Ich drehe weiter, das Pfeifen wird immer lauter und droht mich in die nächste Galaxie zu katapultieren. Ich sitze auf einem Prototyp der neuen Harley-Davidson Livewire – mit Elekroantrieb.
In Zeiten, in denen die Zukunft fossiler Brennstoffe endlich ist, Menschen aber nach wir vor mobil sein wollen, bedarf es neuer Konzepte und Ideen. Zugegeben ist Elektromobilität nichts Neues, denn bereits 1881 feierte das erste elektronisch betriebene Fahrzeug Premiere. Dass Elektromobilität den vollständigen Durchbruch noch nicht geschafft hat, liegt an vielfältigen Gründen. Die Anschaffungskosten für diese Fahrzeuge sind hoch, die Reichweiten gering, die Entsorgung der Batterien und Akkus schwierig.
Dennoch setzt Harley-Davidson mit dem Projekt Lifewire ein deutliches Zeichen, wohin die Reise zukünftig gehen soll. Auch wenn man dies nicht gerade aus Milwaukee erwartet hätte. Während sich andere Hersteller darum bemühen das Zweirad als Livestyle Produkt an Mann und Frau zu bringen und mit immer emotionaleren Bildern und Videos Begehrlichkeiten zu wecken versuchen, kommen die Urväter von Freiheit und Abenteuer mit Umweltfreundlichkeit und technischer Innovation. In einer weltweiten Roadshow sammeln die Produktverantwortlichen Rückmeldungen unzähliger Tester, um herauszufinden, ob die Welt schon bereit für eine E-Harley ist, um den Prototypen zu optimieren und zur Marktreife zu bringen.
Das Bike
Wer auf Chrom und Flammen steht, ein klassisches Design bevorzugt und vor allem auf den typischen Harley-Sond nicht verzichten möchte, dem wir das neue Gefährt nicht gefallen. Diejenigen, die offen sind für Neues und ein futuristisches Antlitz bei Zweirädern mögen, werden sich der Faszination der Livewire nicht entziehen können.
Die Maschine hat ein schmales Gesicht, mit einem Alienauge in der Mitte. Seitlich dominieren zwei silberfarbene Spiegel, in deren Arme die länglichen Blinker intergriert sind. Der Rahmen besteht aus Vollaluminium und wiegt nur 6,3 kg. Seine Oberfläche ist rauh, wie die Haut eines Hais. Schwarz und Silbergrau dominierenn. Das klassische Harley-Orange wurde durch Rot ersetzt. Der Elektormotor und die Akkus sind geschickt verbaut. Die obere Abdeckhaube deutet einen Tank an, der natürlich nicht vorhanden ist, aber Platz für Logo und Schriftzug lässt. Das kurze Heck macht die Livewire zum Sologefährt. Mit einem Gesamtgewicht von 210 kg ist sie kein Kampfstern Galactica aber auch kein Fliegengewicht.
Sitzhöhe und Position sind angenehm. Es fühlt sich mehr nach Roadster als nach Harley an. Kupplungs- und Schalthebel fehlen, ebenso wie ein ABS. Das Gefährt bringt 75 PS auf die Straße bei einem Drehmoment von von 70 Nm. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 148 km/h. Aktuelle Reichweite liegt bei 85 Kilometern.
Fahrverhalten
Zum Starten wird der Killschalter betätigt. Dieser aktiviert auch das große Display. Es zeigt die Akkuladung, Temperatur, Geschwindigkeit, temperatur und Ladedauer an. Man kann zwischen den Modi ,,Power" und ,,Range" wählen, also höchstmögliche Dynamik oder optimale Reichweite. Dann geht es los. Kein blubbernder V2-Motor sondern ein kaum hörbares Summen sagt mir, dass die Maschine fahrbereit ist. Ich schwebe los. Die Maschine zieht wunderbar an. Was ich als Gasgriff bezeichne heißt jetzt "Potentiometer". Vor der Kurve bremse ich. Die Maschine ist ziemlich steif. Ich drücke sie um die Ecke. An der Stelle ist auf jeden Fall Nacharbeit erforderlich. Auch das laute Pfeifen, das übrigens künstlich erzeugt wird, sonst wäre der E-Motor nämlich fast stumm, ist für mich persönlich zu laut. Ansonsten fühle ich mich wohl und drehe mit einem breiten Grinsen meine Runden am Hockenheimring.
Fazit
Harley-Davidson ist mit der Livewire defintiv auf dem richtigen Weg in die unendlichen Weiten des Biker-Universums.
Text: Frauke Tietz
Bilder/Video: Harley-Davidson



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