
Ducati Monster 821: Lara Croft lässt grüßen
Ausgerechnet aus Italien kommt die frohe Kunde für Bikerinnen: Die neue Ducati Monster 821 soll auch Frauen ansprechen. Das wird nicht nebenbei unter vorgehaltener Hand erwähnt, sondern in der offiziellen Präsentation mit einer extra Folie untermauert. Ich bin in Bologna, dem Geburtsort aller Ducatis seit 1935. Auf dem Parkplatz empfangen uns die roten Motorräder zunächst gar nicht monsterhaft, sondern brav in zwei Reihen geparkt. Der erste Eindruck: Die "kleine" ist eindeutig eine Monster. Die Botschaft: "Fahr mich, wenn Du Spaß haben willst". Handies und Kameras werden gezückt. Gerne lasse ich mich vom Erlebnis Ducati anstecken und poste die ersten Bilder auf Facebook.
Der nächste Weg führt uns in die werkseigene Kaffeebar, die von allen Mitarbeitern gleichermaßen genutzt wird. Man kommt miteinander ins Gespräch. Italienische Lebensart auch bei der Arbeit. Das gefällt mir. Während die Mitarbeiter wieder an ihre Arbeitsplätze zurück kehren, geht es für uns im Schulungsraum weiter. Für mich als Ducati-Rookie gibt es eigentlich nur Neues zu entdecken. Ich frage mich also, was haben sich Designer und Ingenieure einfallen lassen, um Bikerinnen zu überzeugen?
Das Design
Als erstes fällt mir die schlanke Taille auf, die durch den knubbeligen Tank noch verstärkt wird. Der kurze Doppelrohrrahmen, das hohe, gestutzte Heck und das schnörkellose Gesicht mit dem großen runden Scheinwerfer sind Attribute, die eindeutig zu einer Monster gehören. Der Krümmer windet sich in einem dicken Rohr bis zu den mächtigen Endtöpfen des Auspuffs. Da kommt sicher ein krachiger Sound raus, denke ich mir und so ist es auch. Wem das Motorgeräusch eines Motorrades wichtig ist, wird sicher nicht enttäuscht werden.
Die Monster hat ein digitales Cockpit, das von der Drehzahlanzeige dominiert wird. Auf diesem Display werde ich später eine Ganganzeige und eine Uhr vermissen. Letzteres kann eingestellt werden, während eine Ganganzeige tatsächlich nicht vorhanden ist.
Raum für viel Individualität
Je nach persönlichen Vorlieben und Fahrverhalten, kann zwischen den Fahrmodi "Urban", "Touring" und "Sport" gewählt werden. Werksseitig sind hier bereits Einstellungen zu Leistungsabgabe, ABS und Traktionskontrolle (DTC) hinterlegt. Diese können jedoch von der Fahrerin individuell geändert werden. Die von Ducati empfohlene Einstellung ist der "Touring"-Modus. Der Motor bietet hier die volle Leistung und eine angenehme Gasannahme. Dazu ist jeweils die mittlere Stufe bei ABS und Traktionskontrolle hinterlegt. Im "Sport"-Modus erfolgt die Gasannahme deutlich schneller, während das ABS so niedrig dosiert ist, dass es Stoppies zulässt. Wem dieses Risiko zu groß ist, stellt sich das ABS straffer ein. Der Modus "Urban" ist, wie der Name schon verrät, für den Stadtverkehr gedacht. Die Gasannahme erfolgt hier sehr spät, so, dass man ordentlich am Gasgriff drehen muss, bevor sich das Motorrad bewegt. In diesem Modus entfaltet der Motor statt seinen eigentlichen 112 "nur" 75 PS. Das ABS steht jetzt auf der höchsten Einstellung. Für mich persönlich sind dies etwas zu viele Varianten. Doch dank dieser Vielseitigkeit kann eine breitere Zielgruppe angesprochen werden.
Erfreulich ist auch die Auswahl an Sitzbänken und Höheneinstellungen, die Sitzhöhen zwischen 830 Millimeter und 765 Millimeter ermöglichen – satte 6,5 Zentimeter Unterschied.
Ab auf die Straße
Ich bekomme eine Maschine mit niedriger Sitzbank und meine beiden Füßen stehen sicher auf dem Boden. Der breite Lenker und die hohen Fußrasten geben mir die erwartete Naked-Bike-Haltung: leicht vorgebeugter Oberkörper, Arme angewinkelt – passt. Beim ersten Anfahren würge ich die Monster ab. Der Urban-Modus ist eingestellt. Also darf es etwas mehr Gas sein. Wir rollen so schnell wie möglich aus der Stadt heraus. Die Gruppe ist etwas chaotisch, oder ich etwas zu deutsch. Es wird munter überholt, gedrängelt, die Reihenfolge ändert sich an jeder Kreuzung und ich komme ins Schwitzen. Dabei will ich mich doch auf die Maschine konzentrieren. Wir halten und schalten in den Sportmodus, was natürlich auch während der Fahrt erledigt werden kann. Ein kleines Zupfen am Gasgriff und schon fletscht die Monster ihr Zähne. Jetzt gibt es in der Gruppe kein Halten mehr. Ich versuche mich nicht anstecken zu lassen, aber es ist einfach zu verlockend. Ich ertappe mich beim Heizen.
Wir stoppen wieder. Kleine Pause mit Erfahrungsaustausch. Jemand nennt die Monster 821 "Spielzeug", doch ich finde, dass dies dem Bike nicht gerecht wird. Weiter geht es im "Touring"-Modus. Hier fühle ich mich am wohlsten. Stressfreies Gas geben und weniger schalten. Die Gruppe ist immer noch sehr schnell unterwegs, so dass ich in den Serpentinen den Anschluss verliere. Da auch die Nachhut außer Sicht ist, kann ich jetzt meinen Stil fahren, in meiner Wohlfühlgeschwindigkeit. Die Ducati liegt gut auf der Straße, kleine dicht aufeinander folgende Kurven nimmt sie mit Bravour, bei langen Kurven bleibt sie stabil. Das Herausbeschleunigen klappt hervorragend. Die Straße wird holperig und die Bodenwellen machen dem Motorrad zu schaffen. Ich fühle mich etwas durchgeschüttelt. Außerdem ist mein rechter Fuß eingeschlafen. Die etwas unglückliche Platzierung der Fußrasten scheint ein bekanntes Problem zu sein. Ich schließe wieder auf und schon geht es zurück zum Werk – schade.
Fazit
Zahlreiche Eistellmöglichkeiten und ein umfangreiches Sortiment an Zubehör machen die Monster 821 für unterschiedliche Fahrkönnen und -stile anpassbar. Ducatis werden ja häufiger als "zickige Diva" beschrieben, was auf die Monster 821 wirklich nicht zutrifft. Sie hat trotzdem Charakter und ist ein Motorrad, mit dem frau Spaß hat.
Technische Daten
• Motor: V2, 821ccm, flüssigkeitsgekühlt
• Leistung: 82 kW / 112 PS bei 9.250 U/min
• max. Drehmoment: 89 Nm bei 7.750 U/min
• Höchstgeschwindigkeit: 225 km/h
• Getriebe: 6-Gang-Schaltung
• Tankinhalt: 17,5 Liter
• Sitzhöhe: 810 bis 785 mm einstellbar, alternative Sitzbänke: 830 bis 765 mm
• Leergewicht: 206 kg
• Für Führerscheinneulinge gibt es eine 48 PS (35 kW)-Version
• Bereifung: Erstausstattung Pirelli Diablo Rosso II
• Preis: ab 10.490 Euro
Text: Frauke Tietz
Fotos: Ducati



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