
Mit dem Motorrad durch Namibia
Begegnungen mit Mensch und Tier
Die Rast in einem der sehr seltenen kleinen Siedlungen entlang unserer Tour tat verdammt gut. Sofort waren wir von Kindern umringt, die uns neugierig und fröhlich begutachteten. Mir ging bei jeder dieser Begegnungen das Herz auf, weil ich mit so viel Freundlichkeit konfrontiert war. Jedes Foto wurde sofort voller Begeisterung von den Kindern begutachtet, oftmals brachen sie in lautes Lachen aus, weil wohl der Kumpel gerade ein lustiges Gesicht machte, als ich den Auslöser drückte. Dennoch schafften wir es an diesem Tag nicht, die Route wie geplant fertig zu fahren. Wir hatten zu viel Zeit im Sand verloren, die Moppeds purzelten nun schon vermehrt und die Sonne schickte bereits ihre letzten Strahlen aus. Axel entschied, den Track zu verlassen und den nächsten Ausstieg auf geteerten Untergrund wahrzunehmen. Es folgten ca. 180km auf Asphalt. Als wir in Opuwo ankamen, war es bereits stockdunkel.
Die seltenen Fahrten auf geteerten Straßen flößten mir doch immer wieder großen Respekt ein. Der Verkehr war nicht zu unterschätzen, die Fahrkünste der Auto- und LKW-Fahrer nicht so recht einschätzbar und zusätzlich musste ich immer wieder nach Tieren Ausschau halten, die völlig unvermittelt die Straßenseite wechseln können. Die letzten Meter zum Camp ging es noch mal offroad und holprig den Berg hinauf, das Licht des Scheinwerfers war mehr seelische Unterstützung denn Sichthilfe, aber es gibt Momente am Mopped, wo ich schon so müde bin, dass mir alles einfach egal ist. Hauptsache ankommen – und das war gerade ein solcher Moment.
Mit der Ankunft in Opuwo erreichten wir auch Halbzeit in unserer Tour. Der kommende Tag wurde moppedlos gestaltet, zum ausruhen, Wäsche waschen, Haare waschen (nicht immer reichten Wasserdruck und Zeit, um sich das staubgestützte Volumen vom Haupt zu schwemmen). Nicht nur die eigenen Akkus wieder aufladen, sondern auch die diverser Geräte (Handy, Helmkamera, Digicam…).
Kores, welcher uns mit Holger und Tauno Tag für Tag mit Köstlichkeiten aus der mobilen Küche versorgte, stammt vom Volk der Himba. Über seinen Cousin bekamen wir an diesem Tag auch die Möglichkeit, Einblick in das Leben des Nomadenvolks, welches sich hauptsächlich im Norden Namibias aufhält, zu bekommen. Kores‘ Cousin fungierte als Vermittler als wir eintrafen. Ohne Zustimmung des Chefs geht einmal nichts. Nach kurzer Beratung unter den männlichen Dorfbewohnern erhielten wir schließlich die Erlaubnis, uns innerhalb ihrer Gemeinschaft aufzuhalten. Die Bewohner lebten traditionell in kleinen Lehmhütten, die im Kreis angeordnet waren. Die Frauen des Dorfes trugen die für Himba typische Tracht: Zu wahren Kunstwerken gestaltete Zöpfe, ein Lendenschurz aus Leder und viel Schmuck. Alles an ihren Körpern, inklusive der Haare, der Kleidung und des Schmucks waren mit einer rotbraunen Paste überzogen. Diese Paste wird aus Butter und zermahlenen Steinen hergestellt und schützt die Haut vor dem Austrocknen. Eine Himba Frau wäscht sich nicht, sie pflegt sich mit dieser Paste. Ich fühlte mich als Eindringling, hatte ständig das Gefühl, hier auf etwas besonders Wertvolles Acht geben zu müssen. Wie gut passen diese ursprüngliche Form zu leben und Tourismus zusammen? Wo ist der Übergang von respektvollem Interesse zur Störung eines Systems? Ich durfte mich zu einer Gruppe von Frauen setzen und empfand dies als Ehre, nicht zu starren, sondern für kurze Zeit mit ihnen sein zu können.
Die kommenden Tage straften diverse Reiseführer Lügen. Ja von wegen, es regnet selten! Drei Tage begleitete uns das Nass von oben beharrlich. So kamen wir zwar nicht wie erhofft zu Begegnungen mit Löwe, Nashorn und Co im Etosha Nationalpark, aber die faszinierende Tierwelt gewährte uns auch abseits des Parks immer wieder Einblicke. So spazierten Giraffen einfach so über die Piste, graste eine Zebraherde links von der Straße oder sprangen Springböcke gestört durch unsere Moppeds auf und davon.
Es ist schier unmöglich für mich, alle Eindrücke dieser Reise niederzuschreiben. Es würde nicht nur den Rahmen hier sprengen, Vieles ist auch unbeschreiblich. Namibia ist ein wunderschönes Land und egal wie man es erkundet, es ist eine Reise wert. Ich habe eine Welt erlebt, wie ich sie mir nicht vorstellen konnte.



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Kommentare
Afrika
Tolle Story, tolle Bilder :)