
Klein, fein, sexy: Neue Motorradmodelle unter 400 Kubik
Die KTM 390 Duke macht's vor, die Yamaha SR 400 sowieso: Motorräder mit Motoren um die 400 Kubik haben was. Nun zeigen gleich drei Motorradhersteller auf der EICMA 2015 ihre Vorstellungen von Klein-Aber-Oho. BMW will mit der G 310 R nichts weiter, als die Weltmärkte erobern. Ducati möchte mit der Sixty2, einer kleinen Schwester der erfolgreichen Scrambler, mehr der Retro-begeisterte Jugend an sich binden. Yamaha wendet sich mit der neu entwickelten MT-03 an A2-Einsteigerinnen und Stadtfahrzeugsucherinnen.
Von Karin Schickinger
Wie stellen sich deutsche Motorradfahrer – und wohl ein bisschen auch die Fahrerinnen – ein ideales Einsteigermotorrad vor? Ein Blick auf die Verkaufsstatistik verrät, dass es keine Minibikes sind. Erste Wahl ist die BMW R 1200 GS, bei den Frauen allein steht seit zirka 100 Jahren die Kawasaki ER-6n mit 649 Kubikzentimeter Hubraum an der Spitze. Das heißt, wer kleine Motorräder entwickelt, zielt erst mal zuvorderst nicht auf die Zielgruppe deutscher Motorradfahrer.
Der Blick richtet sich auf neue, boomende Märkte wie Indien oder Lateinamerika. Dennoch können sich Bikerinnen auch für die weniger voluminösen Motorräder erwärmen, wenn sie flink und charmant daherkommen wie beispielsweise die 'kleine' KTM Duke 390. Sie stand 2014 auf Platz 3 der Verkaufs-Top-Ten. Darin liegt sicher auch der Grund, dass die drei kleinen Neuen auch hier bei den Händlern stehen dürfen.
BMW G 310 R
Irgendwie klingt G 310 schon ganz schön winzig. Doch zur Erinnerung: Wer schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat und mit einer Yamaha SR 500 Motorradfahren lernte, musste mit 27 Pferdchen, mit anderen Ansaugstutzen mit 33 PS, zurecht kommen. Der kleine Roadster von BMW holt aus seinem Einzylindermotor von – tja, drei Zentimeter hoch drei gibt es noch dazu – 313 Kubikzentimeter immerhin 34 PS. Da wollen wir nicht sehen, wer das Wettrennen wohl gewinnen würde. Wiegen soll die BMW G 310 R um die 160 Kilogramm und eine Sitzhöhe 785 Millimeter besitzen.
Entwickelt wurde das bajuwarische Baby selbstverständlich in München. Fabriziert wird es in Indien und präsentiert in Italien auf der EICMA 2015. Zu den deutschen Händlern kommt der Miniflitzer wohl im nächsten Sommer. Der Preis wird irgendwo zwischen 5000 und 6000 Euro liegen. Als Farben stehen Cosmicblack uni, Pealwhite metallic und Stratoblue metallic zur Auswahl.
Ducati Scrambler Sixty2
Never change a winning team, sagt sich Ducati, aber was Neues muss schon sein. Da die Scrambler mit seinen vier Modellen sich erwartungsgemäß verkauft wie Gelati im letzten Sommer, konnte eine Erweiterung der Zielgruppe Jung-und-Hip um die Freundinnen von Klein-aber-Sexy kein Fehler sein. Der Look musste natürlich bleiben, dieses Italo-Retro mit dem Duft von Meerluft und ein wenig Achselschweiß. Einziger Unterschied der Scrambler Sixty2 ist die traditionelle Telegabel im Gegensatz zu der Upside-Down-Variante der großen Schwestern.
Als Antrieb werkelt der typische Ducati-Desmo-Vau, luftgekühlt mit 399 Kubik und 41 Pferdestärken. Damit können Einsteigerinnen noch schön beschleunigen, ohne dass ihre Arme allzu lang werden. ABS ist selbstverständlich. Die Farben heißen Ocean Green, Atomic Tangerine und Shining Black, der Name der neuen Schönen soll an die Ur-Scrambler aus dem Jahr 1962 erinnern.
Yamaha MT-03
MT-03 kenne ich doch, werden einige Leserinnen nun widersprechen, die ist doch nicht neu. Richtig, es gab schon eine 03 aus der Yamaha MT-Reihe. Sie erschien von 2006 bis 2014 mit einem Hubraum von 660 Kubik. Diesen haben die Japaner nun um mehr als die Hälfte auf 321 reduziert. Ziel ist es, bei Einsteigern, Aufsteigern und Mehrmotorradbesitzer*innen kräftig mitzumischen. Anders gesagt: Niemand will den Bayern und Italienern den Markt überlassen.
Die neue MT-03 ist rank und schlank, sie soll um die 168 Kilogramm wiegen, und mit angenehmer Sitzhöhe von 780 Millimetern auch Kurzbeinigen zu einem guten Stand verhelfen. Technisch leitet sich die kleinste der Dark-Side-of-Japan-Schwestern von der YZF-R3 ab, was 42 PS und damit die höchste Leistung der drei neuen U-400 bedeutet. Ab März 2016 will Yamaha liefern können. Als Farben stehen Midnight Black und Race Blu zur Auswahl.
Vorschau: Husqvarna 401 Svartpilen und Vitpilen
Schon letztes Jahr auf der EICMA als Designstudien präsentiert, aber hier der Vollständigkeit halber erwähnt, sind die Husqvarna-Modelle Svartpilen und Vitpilen, auch schwarzer und weißer Pfeil genannt. Sie sollen auf den Silverpilen des Jahres 1959 aufbauen, sich also in der erfolgreichen Reihe an Retrobikes einen
Platz erorbern. Da KTM-Chef Stefan Pierer nun auch Husqvarna-Besitzer ist, wird der bewährte Motor aus der Duke 390 in beiden Pilens seine Dienste tun.
Während die Svartpilen mit ihren Stollenreifen und breitem Lenker für aufrechten Sitz sorgen wird, sollen sich Vitpilen-Lenkerinnen in sportlicher Sitzposition sich auf der Straße austoben dürfen. Die Zeitschrift MOTORRAD, wie immer am Puls der Zeit, hat schon einen Erlkönig ausgemacht. Also dürfen wir damit rechnen, dass aus der Studie bald eine Serienproduktion wird. Wenn nicht im nächsten Jahr, dann doch 2017.
Fotos: Yamaha, KTM, BMW, Ducati, Husqvarna
Titelbild: Yamaha MT-03



Bike & Fashion Aktuell
- 1 von 14
- ››